Mit Geburtstagen ist es so eine Sache – was feiern wir dabei eigentlich und warum ist uns dieser Moment so wichtig? Der Geburtstag wird dabei längst nicht überall auf der Welt gefeiert – in vielen Kulturen gibt es weitaus wichtigere Feste und Feierlichkeiten, wie zum Beispiel der Übertritt in die Pubertät oder der Namenstag. In unserem Kulturkreis geht mit diesem Fest eine wichtige Konnotation einher: Der Geburtstag und das Jubiläum bezeichnet bei uns einen wichtigen Erinnerungsstützpunkt an die Entstehung von neuem Leben. Wir sind eine Erinnerungskultur! Im Moment des Erinnerns muss und soll die Gegenwart für einen Moment stehen bleiben – was wäre dies denn sonst für einen Geburtstag! „Kummer, sei lahm! Sorge, sei blind! Es lebe das Geburtstagskind!“ Mit dieser etwas sarkastischen und traurigen Gratulation meint Theodor Fontane nichts anderes als unantastbare Konzentration auf den Gegenstand der Gratulation und Feier: In unserem Fall die Camerata Zürich, welche dieses Jahr ihren 60gsten Geburtstag feiert.
Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt um Danke zu sagen! Danke in erster Linie an unseren Gründer Räto Tschupp – dessen Lebensprojekt dieses Orchester viel zu verdanken hat. Er verschrieb seine musikalische Laufbahn dem ehrenhaften Unterfangen, zeitgenössische Musik an das Schweizer Publikum zu bringen und diese dafür zu begeistern. Damit war seine Arbeit nicht nur wichtig für die zahlreichen Jungkomponisten, welche wohl nicht oft genug auf ernsthaftes Interesse und Anerkennung stossen konnten, aber auch für die zahlreichen Hörer und Hörerinnen, welche durch seine Leidenschaft für diese Musik einen neuen Einblick in ein wichtiges Kulturschaffen der Schweiz erhielten.
Räto Tschupp leitete die Camerata Zürich bis zu seinem Tode im Jahre 2002 und schaffte es, das Orchester an die Spitze der modernen Schweizer Kammerorchester zu bringen. Deshalb gilt das grosse Geburtstagsdanke und Gratulation in erster Linie natürlich an Dich, Lieber Räto Tschupp! Herzlichen Dank!
Anna Karsko